AI im Recruiting

AI im Recrulting

AI im Recruting und die neue Rolle der Personalberatung

AI unterstützt von der Ausschreibung des Jobs, über das gezielte Headhunting und die Auswahl des Kandidaten bis zum Onboarding. Dadurch schreitet die künstliche Intelligenz auch in das Kerngeschäft des Personalberaters vor. Aus Sicht des Kunden und des Beraters stellt sich dementsprechend natürlich die Frage welche Rolle der Personalberater in der digitalen Zukunft übernimmt und welche Vorteile der Berater dem Kunden dann noch bieten kann.


Gerade bei Positionen für hochqualifizierte Bewerber ist der klassische Bewerbungsprozess meist langwierig, kostspielig und unterliegt dem Risiko des menschlichen Beurteilungsfehlers. Bei großen Unternehmen gehen oftmals Bewerbungen im dreistelligen Bereich für einzelne Positionen ein. Doch selbst wenn die Ressourcen für deren Bearbeitung zur Verfügung stehen, steht am Ende nicht immer die richtige Entscheidung. Sei es der Halo-Effekt, der Hawthorne-Effekt, ein guter erster Eindruck oder die (möglicherweise auch unterbewusste) Diskriminierung nach Geschlecht oder Herkunft. Es gibt viele potentielle Fehlerquellen welche zu einer falschen Einstellungsentscheidung führen können. Dass viele Unternehmen einen großen Bedarf an Hilfe im Rekrutierungsbereich haben überrascht also sicherlich nicht.

Immer mehr Unternehmen setzen in diesem Zusammenhang ihr Vertrauen in die künstliche Intelligenz. Software welche bei der richtigen Formulierung von Stellenausschreibungen behilflich ist, die Bewerbungen screent, vorsortiert und empfiehlt, einfache Interviews führt und Gehaltsvorschläge errechnet. Was nach einer Vision für die Zukunft klingt, passiert bereits jetzt und beschreibt dabei nicht nur den Recruitingprozess technischer Vorzeigeunternehmen wie Amazon, Google, SAP oder Microsoft, sondern auch den unterschiedlichster Unternehmen in nahezu allen Industrien und Größen.

Anbieter wie HireVue versprechen mit ihren AI-Tools bis zu 90% ersparte Zeit im Rekrutierungsprozess, eine 50%ige Verbesserung der Kandidatenqualität und eine 60%ige Verbesserung des Verbleibs im Unternehmen. Auch wenn diese Zahlen hochgegriffen scheinen, der Erfolg gibt vielen Anbietern von Software in diesem Bereich recht. HireVue listet Unternehmen wie Intel, Honeywell oder Singapore Airlines als Referenzen. Die AI Plattform Woo wird von Unternehmen wie Microsoft, Audible, Lyft und Twitch verwendet und der ChatBot Mya erfreut sich mit Kunden wie L’Oreal, Pepsico und Adecco ebenfalls großer Beliebtheit.

Ein finanziell attraktiver Markt mit deutlichem Verbesserungspotential ist natürlich ein Nährboden für innovative Lösungen. Eine Fülle an neuen Softwarelösungen, die verspricht bestehenden Ineffizienzen zu beseitigen, verbessert aber potentiell nicht nur die Qualität von Prozessen sondern bedroht logischerweise auch die Zukunft einer Vielzahl an Arbeitsplätzen. Undercover Recruiter schätzt, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre bis zu 16% der Arbeitsplätze im Recruiting von künstlicher Intelligenz ersetzt werden. Dieser Wegfall von Arbeitsplätzen ist jedoch nicht als alleinige Veränderung zum Status Quo zu sehen. Ein innovativer und dynamischer Markt wird auch die restlichen, bestehenden Arbeitsplätze nicht unberührt lassen, sondern die Aufgaben und Verantwortungen von allen Beteiligten und somit auch den Beruf des Personalberaters maßgeblich verändern.

Als Unterstützung von der Ausschreibung des Jobs, über das gezielte Headhunting und die Auswahl des Kandidaten bis zum Onboarding, schreitet die künstliche Intelligenz natürlich auch in das Kerngeschäft des Personalberaters vor. Aus Sicht des Kunden und des Beraters stellt sich dementsprechend natürlich die Frage welche Rolle der Personalberater in der digitalen Zukunft übernimmt und welche Vorteile der Berater dem Kunden dann noch bieten kann.

Das Netzwerk bleibt unersetzlich

Ja, künstliche Intelligenz erleichtert vieles. AI hilft Routineprozesse effizienter zu gestalten. AI ermöglicht es Zeit und Geld zu sparen. Aber künstliche Intelligenz ist immer nur so gut wie die Daten, die eingespeist werden. Ein über viele Jahre aufgebautes, weitreichendes Netzwerk an persönlichen Kontakten zu Experten welche in vielen Fällen nicht aktiv auf der Suche nach Veränderung sind, kann derzeit und in naher Zukunft nicht ersetzt werden. Ähnlich wie bisher wird es Unternehmen nicht möglich sein lediglich durch die Anwendung digitaler Lösungen die Netzwerke von Personalberatern zu ersetzen.

Personalmanagement benötigt ein Verständnis auf emotionaler Ebene

Die Ergebnisse einer Studie des Stellenportals CareerBuilder beschreibt die zukünftige Wichtigkeit der menschlichen Intervention ungefähr wie folgt: Künstliche Intelligenz ist eine herausragende Ergänzung menschlicher Arbeit. In vielen Fällen ist sie den menschlichen Fähigkeiten deutlich überlegen. Dennoch gibt es genügend Ebenen und Ansatzpunkte bei welchen die menschliche Intervention maßgeblich ist. Auch wenn sich die künstliche Intelligenz stetig weiterentwickelt, ist derzeit nicht absehbar, dass sie das komplexe Zusammenspiel aus Empathie, Teamfit, persönlichem Charakter und gelebter und gewünschter Unternehmenskultur gut genug versteht um die menschlichen Aufgaben komplett zu ersetzen. In diesem Zusammenhang ist es nach wie vor von enormer Wichtigkeit sich auf die Erfahrungen und die Menschenkenntnis von Profis zu verlassen.

Künstliche Intelligenz ist noch nicht ansatzweise ausgereift

Der Fall Amazon Ende letzten Jahres hat verdeutlicht, dass es fatale Folgen haben kann, sich auf künstliche Intelligenz alleine zu verlassen. Das Unternehmen hatte eine Software entwickelt, die aus der Vielzahl an Bewerbungen die vielversprechendsten durch automatisches Scannen der Lebensläufe auswählen sollte. Bei genauerer Analyse stellte sich heraus, dass die Software Frauen massiv benachteiligte, da sie auf historischen Unternehmensdaten der letzten Dekade aufbaute und die Tech-Branche in dieser Zeit sehr deutlich vom männlichen Geschlecht dominierte wurde. Selbstverständlich lassen sich derartige Dinge korrigieren, allerdings fallen sie oftmals erst rückblickend auf. Gerade durch den Aufbau auf historischen Daten ergibt sich die Gefahr Fehler der Vergangenheit mit in die Zukunft zu nehmen. Aus diesem Grund ist das menschliche Korrektiv in diesen Fällen derzeit alternativlos und wird es in naher Zukunft wohl auch bleiben. Hätte sich Amazon alleine auf seine Rekrutierungssoftware verlassen, wäre das Unternehmen Gefahr gelaufen eine potentiell ungewollt gleichgeschaltete Belegschaft, entgegen eigener Prinzipien, strategischer Ziele und unternehmerischer Zukunftsfähigkeit aufzubauen.

Digitale Lösungen sind schnelllebig und unternehmensübergreifende Erfahrung ist elementar

Einer der größten Vorteile von Beratern ist das Sammeln unternehmensübergreifender Erfahrungen und der Aufbau unternehmens- und branchenunabhängiger Expertise. Die Gefahr Betriebsblindheit aufzubauen wird durch das engagieren externer Berater vermindert. Dies wird unserer Meinung nach auch in naher Zukunft alternativlos bleiben und an Wichtigkeit sogar zunehmen. Produktlebenszyklen werden immer kürzer, gerade bei digitalen Anwendungen. Die Erkenntnisse und Erfahrungen die Berater durch ihre Projektarbeit in verschiedensten Unternehmen und Branchen aufbauen werden dementsprechend immer wichtiger, da es für Unternehmen immer schwieriger wird den Überblick über neueste technische Lösungen zu behalten und potentiell klassische Anwendungsfehler zu vermeiden. Dadurch steigt in vielerlei Hinsicht die Gefahr bei Fragen zu technischen Lösungen oder gezielter Mitarbeiterschulung von der Konkurrenz abgehängt zu werden. 
Für Personalberater bietet sich hier also bis zu einem gewissen Grad auch ein komplett neues Arbeitsfeld. Nämlich der Aufbau an Expertise bezogen auf digitale Lösungen mit künstlicher Intelligenz.

Auch künstliche Intelligenz lässt sich überwinden

Zu Beginn haben wir bereits klassische menschliche Bewertungsfehler wie den Halo-Effekt oder den Hawthorne-Effekt angesprochen. Und es gibt Bewerber, die es verstehen diese menschliche Schwäche für sich auszunutzen. Doch das alleinige Einsetzen von künstlicher Intelligenz bedeutet nicht, dass Bewertungsfehler auszuschließen sind. Der Fall Amazon ist ein Beispiel einer fehlerhaften Software aus Unternehmenssicht, aber auch Bewerber können es durch Optimieren ihrer Bewerbungsunterlagen schaffen künstliche Intelligenz zu überwinden. Bereits eine kurze Google-Recherche ergibt zahlreiche Treffer wie man seine Unterlagen für Algorithmen optimiert um die Chance zu erhöhen bei der automatischen Vorauswahl ausgewählt zu werden. Wo Prozesse automatisch ablaufen, werden sich immer Optionen ergeben, die das gewünschte Ergebnis verfälschen. Auch aus dieser Sicht ist also ein Zusammenspiel aus menschlicher Bewertung mit Unterstützung durch künstliche Intelligenz eine bessere Lösung als das alleinige Vertrauen auf eine der beiden Alternativen. Das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern.

AI als Chance für die Personalberatung

Insgesamt lässt sich festhalten, dass es fatal wäre digitale Lösungen und künstliche Intelligenz als Gefahr zu sehen. Selbstverständlich wird die Anwendung dieser Softwarelösungen das Kerngeschäft des Personalmanagements und dementsprechend auch der Personalberatung in den nächsten Jahren substantiell verändern und Arbeitsplätze werden wegfallen. Aber technischer Wandel und Innovation bietet aus unserer Sicht in erster Linie immer eine Chance. Die Chance den Wandel anzunehmen, ihn voranzutreiben und damit unseren Kunden zu helfen proaktiv in die Zukunft zu gehen und sich mit digitalen Lösungen von der Konkurrenz abzusetzen. Das gilt für die Personalberatung gleichermaßen wie für jede andere Beratung, aber die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens steht und fällt mit der Zukunftsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Also lassen sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass ihr Unternehmen mit den richtigen Stellschrauben, den richtigen neuen Mitarbeitern und digitalen Lösungen die digitale Zukunft beschreitet.

Für mehr Informationen kontaktieren sie uns gerne unter info@konul.digital.

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